... habe ich noch:
Da wäre erst einmal das Stuhlstillleben auf der großen Obstwiese:
Und dann gab es noch in dem Haus, in dem wir uns trafen, auf dem Sofa jene Decke:
Obwohl eigentlich eher ein bißchen gruselig, hat sie mich doch fasziniert. Die Decke ist aus irgendeiner Plastik-Wolle gestrickt, statische Aufladung inklusive. Aber sie ist groß, ich schätze mal mindestens 2m x 2m und mit relativ dünnen Nadeln gestrickt (höchstens Stärke 3,5). Leider wußte meine Freundin auch nicht, welches Familienmitglied diese Decke wann fabriziert hat. Aber allein die Tatsache, das jemand mit dünnen Nadeln all diese Quadrate gestrickt hat, und das dazu noch sehr ordentlich und scheinbar mit viel Liebe und Geduld, hat mich irgendwie nachdenklich gemacht. Ich hätte gerne die Geschichte der Decke gehört, wenn sie denn eine hat. Wurde sie extra für das Ferienhaus gemacht, oder wurde sie einfach dorthin ausgelagert, weil nicht mehr "salonfähig" aber zu schade zum Wegschmeißen? Und wie lange hat die Strickerin dafür gebraucht?
Irgendwie erzählt doch jedes Strickstück eine Geschichte.
... und alle kamen. Zum alljährlichen Eifel-Wochenende traf man sich an einem winzig kleinen Ort in der Hocheifel, fernab von allem, was man sonst zur täglichen Befriedigung der Grundbedürfnisse braucht... kein Aldi, kein Bäcker und auch sonst kein Lieferant für Tageszeitung, Snickers & Co. Selbst das Handynetz war nur sporadisch vorhanden, je nach Großwetterlage. Also Entspannung pur!
Und da das diesjährige Wochenende unter dem (nicht ganz so ernst gemeinten) Motto "Kochen mit dem Dalei Lama, Buddhismus und Meditation" stand und tradtitionell jeder etwas zum Thema beiträgt, habe ich als Meditations-Hilfe mein Spinnrad eingepackt und als Literatur das Buch von Stephanie McPhee "At Knit's End: Meditations for Women Who Knit Too Much". Der Lieblingsmann war zwar etwas knurrig, als ich liebevoll mein Spinnrad erst auf ein Kissen und dann auf seine kostbaren Lederpolster bettete, nahm es dann aber gezwungenermaßen hin, daß das Spinnrad mit auf Tour ging. Nur meine Fotostory wollte er nicht unterstützen (O-Ton: "Wenn du noch ein Foto von deinem Spinnrad in meinem Auto machst, nehme ich dir die Kamera weg!").
So fuhren wir also samt Spinnrad Richtung Hocheifel, über belgische Autobahnen, vorbei an einer Landschaft, in der es sogar auf den Feldern noch Störche gibt. Es fasziniert mich immer wieder, wie anders das Land direkt hinter der Grenze aussieht. Dabei ist es dich eigentlich nur einen Steinwurf entfernt. Das Wetter auf der Fahrt verhieß nichts gutes, Regen wechselte sich ab mit Hagel und Gewitter und wir sahen unseren Grillabend schon ins Wasser fallen. Aber kurz vor dem Ende der Fahrt schlug das Wetter um und am Zielort war dann alles wunderbar trocken und man konnte die letzten Abendstunden gemütlich im Garten des Hauses genießen.
Auch der Samstag war warm und sonnig und nach einem Brunch in der Mittagssonne begab ich mich an mein Spinnrad um vor mich hin zu meditieren. Eine Spule habe ich tatsächlich voll bekommen. Die anderen Gäste zeigten auch rege Begeisterung an meiner Tätigkeit und ich habe viel erklärt, gezeigt und erzählt. Zum Glück hatte ich auch meinen ersten Strang der blauen Space mit, sodaß ich zeigen konnte, daß man aus diesem "dünnen Spinnfädchen" tatsächlich verstrickbare Wolle produzieren und diese auch noch verstricken kann. Auf jeden Fall hat es unheimlich Spaß gemacht, in einer Runde zu sitzen, gemütlich zu spinnnen, dabei zu erzählen und auch noch Beobachter zu haben, die das Spinnen tatsächlich interessierte und die es nicht als "irgendwie seltsames Hobby" abtaten. Am Abend gab es dann ein wunderbares gemeinsam gekochtes tibetanisches Mahl auf der großen Obstwiese hinter dem Haus und wir saßen bis weit nach Mitternacht noch am Lagerfeuer. Es ist also doch Sommer... irgendwie!